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Es war vor genau hundert Jahr´,
daß in Europa Weltkrieg war;
es war der „Erste", weil hernach
ein „Zweiter" noch vom Zaune brach,
der noch viel grausamer und schlimmer
- ja, das beherrscht der Mensch halt immer!

 

Weil man erschoß Franz Ferdinand,
mobilisierte manches Land;
und nach verstrich´nen Ultimaten
erfolgten Kriegserklärungen auf Raten
- erst Österreich an Serbien;
und bald stand Großbritannien
sowie auch Rußland und Frankreich
im Kriege mit dem Deutschen Reich!

Man taumelte schier in den Krieg
und glaubte an den schnellen Sieg;
doch brach ein Massenmorden los
- vier Jahre fried- und hoffnungslos:
Verdun und Ypern, Marne-Schlacht
- Europa sank in dunk´le Nacht;
es gingen schier die Lichter aus
für manches Land und Herrscherhaus!

Zu Land, zu Lüften und auf See,
im Schützengraben mit MG;
mit Bajonett, Mann gegen Mann
trat man zu Sturmangriffen an,
und neue Flammenwerfer schafften
verbrannte Erde, Mondlandschaften;
mit Giftgas und Schrappnellen man
sich unter Trommelfeuer nahm;
mit Stacheldraht und Stellungskrieg
blieb aus der schnell erhoffte Sieg.

Nur einmal die Gewehre schwiegen,
einmal ließ man die Waffen liegen
und legte alle Feindschaft nieder:
Als beide Seiten Weihnachtslieder
voll Friede und voll Hoffnung sungen
- da war der Kriegslärm kurz verklungen!

Auf Flanderns Feldern dies geschah,
der „Weihnachtsfriede" wurde wahr,
weil sich Soldaten hier wie dort
sich wünschten weg von diesem Ort
des Todes und der Grausamkeit;
sie spürten, daß es wär´ die Zeit,
um mit den Lieben - fern daheim -
zur Heil´gen Nacht vereint zu sein!
Wenn auch die Heimat blieb weit fort,
so schuf man doch sich einen Ort
- wenn auch nur kurz, für Tage, Stunden -,
da Krieg und Töten überwunden,
da Fremde hab´n zusammeng´funden,
da man im Gegner Brüder sah
- vereint im Elend sich ganz nah!

Im großen Krieg ein kleiner Frieden
- wie es verkündet uns hinieden
die Engel einst in Heil´ger Nacht
- das hat für kurze Zeit vollbracht
der kleine Mann, der sonst ja bloß
das elende, fatale Los
ausbaden muß, das die bestellt,
die groß und mächtig in der Welt.

Warum dies´ Wunder möglich war
Weihnachten vor hundert Jahr´?
Weil man auf beiden Seiten stand
im Glauben fest im Abendland.

Dies waren halt noch and´re Zeiten
- das wird hier niemand wohl bestreiten!
Doch mein´ ich nicht das Kriegsgeschehen!
Ich meine das, was wir gesehen
und auch gehört vor kurzer Zeit,
nicht fern von uns, ja gar nicht weit:
denn einst, da brachen Weihnachtslieder
die Grenzen und die Mauern nieder!