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Trauerfeierlichkeit:
Für den am 26. August 1914 infolge einer schweren Verwundung in den Kämpfen um Nancy im Lazarett zu Chateau Salins verstorbenen Soldaten, Jüngling Alois Körner, 11. Infanterieregiment 6. Kompagnie, Gütlerssohn von Stetten, wurde am 20. Okt. früh 8 Uhr ein Traueramt mit Libera abgehalten. Ein 2. hl. Amt schloß sich unmittelbar an; am Schlusse desselben sang der Chor ein Trauerlied, der hiesige Kriegerverein beteiligte sich fast vollzählig mit Fahne an der Feier; während der hl. Wandlung des 1. Amtes wurden 3 Ehrensalven abgegeben, der Pfarrmesner hatte die Tumba sinnig mit roten und weißen Geranien geschmückt [zusammen mit dem Schwarz der Tumba ergeben sich die Farben der Reichsflagge]. Das 3. hl. Amt wurde am 25. Okt. celebriert.
Körner ist der erste Gefallene der Pfarrei. R.I.P.

33.) Konings „Hoigt“ [Koningshooikt?] Belgien, 7. X.
Euer Hochwürden! Als ich gestern abends 9 Uhr vom Ordnungsdienst heimkam, erhielt ich Ihre w. Karte, die 1. Antwort (seit 31. Aug.) von Hohenfels. Bevor wir von Metz abfuhren, erholte ich mir durch ein Rücktelegramm Bescheid über meine Frau und war herzlich gerührt, als ich die Antwort erhielt, daß selbe noch am Leben sei. Möge mir der lb. Gott die Freude vergönnen, sie nochmal zu sehen. Möchten meine täglichen Gebete nicht unerhört bleiben, daß ich unter dem Schutz der allerseligsten Jungfrau meinen gefährlichen Dienst ausführen und vollenden kann, um dann wieder gesund die Meinen und alle Bekannten u. Verwandten begrüßen zu können. Wir sind am 2. in Löwen ausgeladen worden und mußten noch 2 Stunden marschieren, wo wir dann auf der Straße übernachteten. Ich habe schon in früheren Schlachten die Folgen des Krieges gesehen, aber in dieser schrecklichen Gestalt wie vor Löwen durch die Stadt und den weiten Marsch bis vor Antwerpen, ein solches Bild der Zerstörung wird sich kaum in Frankreich ergeben haben. Belgien, ein sehr dicht bevölkertes reiches Land, industriell sowie auch landwirtschaftlich, namentlich von Lüttich bis Löwen vorzugsweise Industrie, von Löwen ab mehr Landwirtschaft im Kleinbetrieb. so daß man von einem Anwesen zum andern schreien kann, so zerstreut, jedes für sich geteilt, eingefriedet mit lebenden Zäunen oder Draht versehen. Soweit die Kriegsgreuel ihren alles vernichtenden Fuß setzten, so will ich ohne Übertreibung sagen, daß vielleicht das 10. Haus oder Häuschen steht, bzw. verschont blieb, während die übrigen 9 niedergebrannt und zum Teil niedergeschossen sind, so daß bloß mehr ein Schutthaufen dort liegt. Ca. 2 Stunden gingen wir durch einen Wald, wo nur dann und wann ein Häuschen anzutreffen war, diese blieben verschont, da hier kein Unterstand war. Das vorletzte Dorf war ein Anblick des Schauderns; die Hälfte der großen gotischen Kirche lag in einem Schutthaufen da. Ein Österreicher erzählte mir soeben, sie seien zur besseren Beobachtung auf dem Kirchturm gewesen, als die Granaten die Stiegen vernichteten. 2 Mann wurden durch Herunterfallen leicht verwundet, dann schossen die Belgier wild darauf los, bis die Kirche in Trümmern lag. In der hiesigen Kirche sieht es auch traurig aus, sie hat auch 5-6 Schuß erhalten, die Kanzel ist heruntergeschossen, ja selbst die Toten hatten keine Ruhe; am Eingang links flog eine Granate ins Grab und schleuderte den Grabstein weg und wühlte die Erde auf. Heute vormittags war ich in Lierre, die nächste größte Stadt vor Antwerpen. Ein Bild des Entsetzens. Das Herz möchte einem bluten, wenn man die schönen Gebäude brennen sieht. Die Schaufenster sind eingeschlagen, die Ware liegt auf der Straße. In den Läden, soweit selbe nicht brennen, sind die Waren aus den Stellagen herausgerissen und man muß darüber steigen. Ich kam in ein Haus, der Geldschrank ist aufgesprengt, die Sachen durcheinander geworfen. Die Wohnzimmer solcher Läden sind prächtiger eingerichtet als unsere Barone und Grafen, die Speisen und Weine sind noch aufgetragen. Ebenso auch in den Kasernen haben die Soldaten nicht fertig essen können. Auch ging ich in die Kathedrale, ein schöner großer gotischer Bau, auch er hat 3 Schuß im Innern erhalten. 2 Seitenaltäre liegen in Trümmern, am Dach und an Turm erhielt er 2 Schuß, die aber ausgebessert werden können. In Ehrfurcht wagte ich es, den Tabernakel aufzusperren, er war leer. Fast alle Glasgemälde sind durch Luftdruck und die Erschütterung vernichtet. Schon seit dem Hiersein stehen wir Tag und Nacht im Feuer, am ärgsten war es am Rosenkranzfeste nachmittags zwischen 10 und 1 Uhr. Der Battaillonsstab war auf einem eroberten Fort zur Beobachtung. Ich war als Depeschenordonanz dabei. Zuerst erhielten wir Feldartilleriefeuer, dann auf einmal kamen die englischen Marinegeschoße daher. Infanterie, Pioniere, alles flüchtete ins Fort. Aber als immer die Sache bedenklicher wurde, ging es hinaus ins Freie, da das Fort leicht in sich zusammenstürzen könnte, denn es war durch eine vorherige Pulverexplosion vollständig erschüttert, die Hälfte des Fort lag überhaupt schon in Trümmern da. Als es wieder ruhiger war, ging auch ich hinaus an meine Stelle. Zu meinem Schaudern fand ich einen Teil einer Lunge, einer meinte, es sei eine Schweinslunge, ja sagt der andre, es sei eine Menschenlunge. Der Major rief zu mir, da ich es auf einem Hölzchen hatte: „Vergraben sie es dort!“ Unterwegs sah ich lauter Fetzen Fleisch, so groß wie eine Daumenspitze. Ein Infanterist wollte aus seinem Unterstand herauslaufen, als die Granate einschlug. Man fand bloß mehr eine Rocktasche, wo er sein Soldbuch hatte und die hintere Kopfhaut samt Teilen der Ohren; sonst war nichts mehr zu finden. So schaudernd ist die Wirkung dieser Geschosse. Gestern nachmittags war ich auch wieder in einer eroberten Kaserne, den ganzen Tag ein schauderhaftes Feuer. Vor der Kaserne, hinter derselben schlugen sie ein. Fast so ähnlich, als wenn der Blitz einschlägt. Die Beobachtung war auf der Kaserne droben eingerichtet. Die Beobachtung ist sehr schwierig hier. Lauter Flachland und keine Aussicht. Fast jedes Grundstück ist mit einem lebenden Zaun eingefriedet, aus denen hohe Bäume herausgewachsen sind, lauter Laubholz (Eschen, Buchen). Das Vorgehen für die Infanterie ist sehr schwer, denn stellenweise muß alle 15 – 20 m ein Zaun durchbrochen werden. Dann ist wieder ein Haus, aus dem geschossen wird usw.  Wenn man so vorschaut, ist alles wie ein Wald, einfach lauter Hindernisse; namentlich bei eintretender Dunkelheit ist es schaudernd, an 3-4 Stellen brennt es, das Aufleuchten der abfeuernden Geschütze. Das Blitzen der Schrapnelle in der Luft. Das Knattern der Infanteriegewehre usw. Heute ist alles still. Man hört von einem Ultimatum, das an Belgien gestellt ist worden, sie sollen sich ergeben. Soeben hörte ich, daß sie es nicht tun. Es wird der Bevölkerung freien Abzug gewährt, soviel ich hörte, verlangten sie für die Engländer freien Abzug mit Gewehr, so was könnte man dem Kaiser nicht mehr verzeihen, wenn er das täte. Soeben erzählte mir ein Österreicher, daß sie Befehl haben zum Vorrücken. Auch rückt die schwere Artillerie wieder vor. Also lassen sie auch noch Antwerpen zu einem Trümmerhaufen verwandeln, denn ein Auskommen ist unmöglich. Die Gefangenen sind lauter blutjunge Leute, es sind viele, die deutsch können, sie sagten, als sie nimmer wollten, machte man ihnen weiß, daß 2-3 russische Divisionen hinter uns sind, die uns gegen Antwerpen treiben. Die Gefangenen sind ganz schmutzig und schwarz, ich glaube, sie haben sich seit Lüttich nicht mehr gewaschen. Es ist leicht denkbar, immer und immer wieder zurück. Auf dem Weg hierher liegen die Tornister in den Gräber, die verlorenen Kopfbedeckungen, alles, was zum Laufen hinderlich war, wurde weggeworfen. Sie schießen sehr schlecht, aber um so bissiger ist das Publikum. Sie müssens büßen. Nur ein Beispiel: Im ganzen Ort ist eine alte Frau zurückgeblieben, bei der wohnen wir, die hat all ihr Vieh noch, während das andere Vieh herrenlos herumläuft und zusammengefangen wird. Sie schwätzt uns und den Offizieren den Kopf voll und wir verstehen sie nicht, denn sie redet flandrisch. Bis der Brief in Ihren Händen ist, werden wir fertig sein mit Antwerpen. Zum Schlusse danke ich Ihnen für die Mühe, die Sie mit meiner Frau haben und gebe mich der Hoffnung hin, daß es der lb. Herrgott so fügt, daß wir uns recht bald wiedersehen. Besonders seien Sie und H.H. Coop. herzlich gegrüßt von Ihrem dankschuldigen Pfarrkind Gg. Plank, Obergefr. bay. Reg. Fußartill. Regt. I Bat.I Parkcompagnie.

 

P.S.  Eine große Stütze bieten uns die Österreicher mit ihren schweren Motorgeschützen, die eine kolossale Wirkung haben. Sie haben hier 4 Geschütze 30,5 cm Kaliber. Es sind schneidige Leute, auch sehr freundlich sind sie. Auch hat der Krupp abseits Stellung genommen. Alle Tage warten wir auf Engländer, aber sie lassen sich scheint`s von den Belgiern die Kastanien aus dem Feuer holen. Sie sind meistens bei Artillerie; sie kommen zum Schluß daran. Dann kann sich der Belgier bei ihnen bedanken, daß sein Land so vernichtet ist und kann sich von denselben sowie von dem Franzmann entschädigen lassen.
Entschuldigen Sie, daß ich Ihnen soviel vorgeschwätzt habe. Grüßen Sie auch meine Frau. Mit Gott auf Wiedersehen!

34.) 18. X. 14. Werter Herr Pfarrer!  Ich wünsche Euch gute Kirchweihtage, bei uns sind sie nicht gut, aber ich konnte heute in die Kirche gehen 1 Stunde. Der Pfarrer von hier (?) betete einen Rosenkranz, zuerst französisch und dann deutsch, weil uns sehr viele Soldaten waren, aber es sieht sehr traurig aus hier. Das Getreide ist alles in den Boden getreten und kann man sich nichts kaufen, nicht einmal ein Stroh zum Schlafen, aber doch bin ich immer gesund, was ich auch von Euch hoffe. Ich bitte um eine Messe am Mariahilfaltar, meine Frau soll sie bezahlen. Wir haben noch einen schweren Kampf zu erwarten.
Herzliche Grüße Gg. Zaschka  10. Landwehr Rgt. 3. Comp. Feld.

35.) Harricourt, 14. X. 14. Hochw. H. Pfarrer! Erlaube mir die besten Grüße an Sie und Ihr ganzes Haus zu schicken. Einen Hund habe ich schon tot gemacht, aber der Besitzer bat um sein Leben, obwohl er ihn zuvor stärkte, mich anzugreifen. Ich habe ihn aber auf der Wache in Gefangenschaft übergeben. Wir sind bloß mehr 20 km von der Gefechtslinie.
Viele Grüße: Leonh. Mäckl, Ihr unvergeßlicher Bader. Ich vertraue auf Gott u. auf Ihr Gebet.

 

III. Rote Kreuz-Sammlung
21. Oktober durch Pfarrer Ertl und dessen Schwester Marg. Ertl in Machendorf u. Sichendorf
Ergebnis:
Eier 127 Stück
Schmalz  20 Pfund
Brot 3 Laib
Fleisch:
Äpfel
Mehl.

36.) 22. X. 14 Geehrter H. Hochwürden! Wir senden Ihnen einen herzlichen Gruß aus Frankreich, daß wir Gott sei Dank immer noch gesund sind, was wir auch vom ganzen Pfarrpersonal hoffen. Wir freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen.
Es grüßt Euch alle Hohenfelser Joh. Eichenseer, Böhm Alois, Hirschstein, Michl Schiedrich, Böhm Josef, Bissendorf [Großbissendorf] lebt wohl!

37.) Rezonville, 21. X. 14
Euer Hochwürden! Anbei ein kleines Lebenszeichen. Mir geht es, Gott sei Dank, noch immer sehr gut, bin auch gesund. Wir befinden uns jetzt in einem Gebiete, wo 1870/71 größere Schlachten sich abgespielt haben. Es sind in hiesiger Umgebung auch viele schöne Denkmäler aus jener großen Zeit errichtet. Euer Hochwürden ergebener Xaver Meier

38.) St. Mikiel [St. Mihiel] 22. X.14
Hochgeehrter H. Pfarrer! Als Pfarrkind wird es mir erlaubt sein, Ihnen eine Karte von unserem Festungsquartier nebst den freundlichsten Grüßen ehrerbietigst zu senden.
Wir haben alle Tage Nachtgefechte, die sehr unheimlich sind. Hans Kellermann

IV. Rote Kreuzsammlung durch Pfarrer Ertl u. dessen Schwester Margaret
in Kleinmiedersdorf [Kleinmittersdorf] und Markstetten, Schönheim  am 28. Okt. 1914
Eier, Brot, Schmalz, Fleisch, Obst, Mehl, Geld: 8 M (bleibt in der Pfarrei für arme Familien, deren Väter im Felde sind).

38.) [sic! Pfarrer Ertl hat die Nummer zweimal vergeben!] 18. X. 14  Qestcamp [?],  Euer Hochwürden. Fast 4 Tage sind wir schon auf dem Marsch nach Ostende, gestern passierten wir Gent. Die Landbevölkerung ist seit Antwerpen wie umgewandelt, von weitem grüßen sie. Die Bevölkerung ist katholisch, es gibt sehr schöne Kirchen hier. Anstatt näher der Heimat, immer weiter weg. Heute sind wir Herr eines herrlichen Schlosses, vor 10 Tagen waren es noch die Engländer. Wir sind jetzt dem 22. Reserve-Armeekorps 44 Ersatzdivision zugeteilt. Wir sind lauter Berliner Jungens 2/3 Freiwilligen zugeteilt, die erst von Berlin kamen. Haben Sie meinen Brief erhalten, wie geht es meiner Frau? Habe seit 1. Okt. nichts mehr gehört. Wäre entbehrlich, wenn es genehmigt würde, aber die Heimreise würde 8 Tage dauern, ich kann nichts tun wegen Urlaub. Es fällt mir ungemein schwer. Bete alle Tage für meine Frau, daß ich sie nochmals sehe, so Gottes Wille ist. Herzlich grüßt Sie Gg. Plank

39.) 22. X. 14 Sehr geehrter Herr Seelsorger! Sende Ihnen und Ihren werten Eltern die besten Grüße aus dem Felde, bin immer gesund, was auch bei Euch der Fall sein wird. Die Mutter Gottes verläßt uns nicht. Mit herzl. Gruß Kellermann
Gott mit uns!

V. Rote Kreuzsammlung   durch Pfarrer Ertl u. dessen Schwester in Raitenbuch 3. Nov. 1914
Eier, Schmalz, Brot Mehl.
Am 6. Nov. abgesandt an das Militärlazarett im Priesterseminar in Regensburg.

40.) Etong [?], 30. X. 14 Lieber Herr Hochwürden! Sende anbei eine Ansicht von einem zusammengeschossenen Ort, den ich schon öfters betreten. Hoffentlich geht es Ihnen nebst Ihren werten Eltern u. Geschwistern recht gut und seid alle recht herzlich gegrüßt von Ihrem dankschuldigen Pfarrkind Josef Mühlbauer. Viele Grüße an H. Cooperator.
Etong wurde von unseren schweren Feldhaupitzen zusammengeschossen, da die Franzosen aus allen Fenstern, Türen und Mauerlöchern schossen.

41.) Geehrter Herr Seelsorger! Sende Ihnen und Ihren werten Eltern die herzlichsten Grüße vom Kriegsschauplatze. Hoffentlich sind Sie gesund, wie ich es bin. Wir haben jetzt etwas Ruhe. Es grüßt Sie hochachtungsvollst Kellermann Simon
Gott mit uns!

42.) Cambrai, 29. X. 14
Euer Hochwürden! Die herzlichsten Grüße aus Nordfrankreich erlaubt sich unter Versicherung als treues Pfarrkind zu senden.
Joh. Kleindienst, Straßenwärter, Landsturmbataillon Regensburg 2. Comp. 6. Etappeninspektion 19. Feldpoststelle III. bayr. Armeekorps.

43.) Ingolstadt, 4. XI. 14
Sitzen soeben beisammen, sind immer noch gesund, was wir auch von Ihnen hoffen.
Besten Gruß erlaubt sich zu senden  H. Weigert, Hans Vogl, Seibold, Achhammer.

Einberufen am 3. November 1914, die Landsturmleute:

  1. Michl Pirzer, Müllermeister, Christlmühle
  2. Michl Lachner, Gütler, Raitenbuch
  3. Hammer, Bauer, Raitenbuch
  4. Eichenseer, Schneidergehilfe, Hohenfels.
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