Kriegerdenkmal in HohenfelsMitten im Kriegslärm, am 20. August 1914 verschied Sr. Heiligkeit Papst Pius X., der seit 1903 den Stuhl des hl. Petrus inne hatte; bezeichnend für dessen heiligmäßige Gesinnung war sein Testament: „Arm bin ich geboren, arm habe ich gelebt, arm will ich sterben; ich bitte den Hl. Stuhl, meinen Schwestern monatlich 300 Lire zu verabreichen.““

Nachdem Pfarrer Ertl mit dem Tod von Papst Pius X. auch das für die katholischen Christen wichtigste Ereignis des Kriegssommers 1914 erwähnt hat, geht er daran, die bei ihm eintreffende Feldpost in seine Chronik zu übertragen (wie aus den Schreiben hervorgeht, hat er selbst auch durch Briefe Kontakt zu seinen „im Feld stehenden“ Pfarrkindern gehalten!).

Es sind vielfach nur kurze Zeilen auf Feldpostkarten, mit denen die Soldaten ihren Pfarrer daheim grüßen oder sich bei ihm für seine Schreiben bedanken; Angst, Sorgen und Ungewissheit sprechen aus diesen Zeilen (nur selten Kriegsbegeisterung!), aber auch Hoffnung und Gottvertrauen; manchmal sind es aber auch längere Briefe, die uns an so mancher Stelle auch Einblick geben in den Kriegsalltag und an des Geschehen bzw. das persönliche Erleben an oder hinter der Front. In jedem Fall sind sie uns heute – 100 Jahre danach – authentische Zeitdokumente einfacher Soldaten aus der Oberpfalz:

 

„Feldpostkarten an das Pfarramt von Pfarrkindern liefen ein:

1.) am 9. August 1914 vom Gymnasialabiturient und Freiwill. beim 2. Fußartill.Rgt. Hans Weigert.
Sehr geehrter H. Herr Pfarrer! Ich befinde mich eben in der Festung Germersheim und komme hoffentlich noch morgen vormittags nach Metz. Für den Krieg herrscht überall große Begeisterung; man sieht kein einziges nasses oder verweintes Auge. Der morgige Tag bringt für mich die Entscheidung. Gruß an H.H. Cooperator u. an Ihre werten Angehörigen.
Auf Wiedersehen hoffend grüßt Euer Hochwürden Ihr Hans Weigert.

Jeder Schuß – ein Ruß,
Jeder Stoß -  ein Franzos.
Jeder Tritt  - ein Britte.

Germersheim, 8.8.14     9.30  abends

2.) 10. August aus Schwäbisch Hall, Württemberg 10.VIII.14
„Gelegentlich der Einnahme des Mittagsmahles, abends ½ 8 h entsendet Euer Hochwürden die ehrfurchtsvollsten Grüße; leider konnte ich nicht mehr Abschied nehmen u. empfehle Ihnen deshalb auf diesem Wege meine kranke Frau, sowie die 2 Kinder. Wenn die Begeisterung während der Schlacht auch so groß ist, wie auf dem Transport, dann sind wir in 6 Wochen in Paris. Es wird ein Morden werden, die nächste Woche wird es sehen.
Frisch auf mit Gott für König, Familie u. Vaterland! Ihr dankschuldiger Gg. Plank

Wahrscheinlich ist Metz unser Ziel.

3.) 12. Aug. 1914  An alle die herzlichsten Grüße. Wir sind jetzt im Würtembergisch [sic!] Hall auf der Fahrt nach Frankreich. Josef Mühlbauer, Verwalter

4.) 13. August 1914  Am 6. August sind wir nach [?] in der Pfalz gekommen, mehrere von der Pfarrei sind in diesem Dorf einquartiert, mehr können wir nicht schreiben, als daß wir gesund sind, welches auch das Beste auf Erden ist. Das andere ist Dienstgeheimnis.
In Treue fest, in jeder Nacht.
So wird bei uns der Tag verbracht.
Wir glauben alle dem Herrgott, der uns regiert und uns erhält; doch hoffentlich wird es vorübergehen u. grüßen Euch auf`s Wiedersehen. Georg Deml von Hohenfels Hs.Nr.39

5.) Lessy bei Metz, 13. Aug. 1914
Hochw. H. Pfarrer! Teile Ihnen kurz mit, daß ich im genannten Ort im Quartier bin. Auf unserer Seite haben wir mit dem Feind nicht viel zu tun. Sollte derselbe kommen, sind unsere blauen Bohnen [d.h. Patronen] bereit gestellt. Es wird sehr schön werden, wenn wir als Sieger heimkehren. Sehr viel hat das rote Kreuz auf unserem Marsch getan; auch mitten in der Nacht standen Frauen und Mädchen auf den Bahnhöfen mit Kaffee, Thee u. Brot usw. bereit. Schlimm ist, daß wir auch um Geld nichts haben können; etwas über die Kriegslage zu schreiben ist streng verboten. Mit Gruß. Hochachtungsvoll Gg. Seibold

6.) Brief: Lessy, 16. Aug. 1914
Sr. Hochwürden, Herrn Pfarrer Ertl! Euer Hochwohlgeboren.
Werden Sie meine Karte von Schwäbisch Hall wohl erhalten haben? Mit großer Freude kann ich Ihnen heute die Mitteilung machen, daß wir hier wieder Gelegenheit gefunden haben zu beichten u. zu kommunizieren; der Feldwebel ersuchte den H. Abbé u. ermahnte zugleich die Mannschaft zur Hl. Beichte, bräuchte sich keiner seiner Religion zu schämen usw. Ein schöner Zug von einem Feldwebel. Man muß sich staunen, was ein Krieg für einen Eindruck macht auf die Menschen, die kleinsten Sachen, die gefunden werden, werden zwecks Überlieferung an den Feldwebel abgegeben. Keiner will seine Hände mit ungerechtem Gute beflecken, was sonst nicht geschehen würde.
Heute vormittag war Kirchgang mit Kommunion, gestern war französischer Gottesdienst. Die Leute sprechen hier alles französisch; der hiesige Abbé soll am 2. Mobilmachungstag verhaftet worden sein, da er in der Predigt deutschfeindliche Äußerungen gebraucht hätte u. von den Offizieren, die französisch konnten, verraten wurde. Der Aushilfsgeistliche wird her gefahren und wieder zurück. Übrigens sollen alle Geistlichen aufs Ordinariat eingezogen sein u. nur aushilfsweise zur Pfarrei kommen; am Freitag mußte das preußische Landwehr Rgt. Nr. 25 um 3 h plötzlich abrücken an die Grenze (Mars-la tour), da dort ein Husarenposten abgeschossen wurde. Sie kamen gestern wieder zurück u. sagten, sie hätten vom Feinde wenig gesehen. Bloß die Ortschaften sind von Franktirurs [Als Francs-tireurs bezeichnete man im Ersten Weltkrieg französische und auch belgische Partisanen!] belegt, die sich verschanzt u. mit Schießscharten versehen.
Feldartillerie war nicht dabei, um die Bande hinaus zu treiben u. die Infanterie mußte sich nutzlos opfern. Morgen wollen sie mit Feldartillerie versehen wieder losgehen. Während ich diese Zeilen niederschreibe, kracht es wieder fest aus der Festung. Diese vergangene Woche war es ganz still, man hört nichts, als wir Freitag vom Baden heimgingen überflogen 2 französische Flieger das Festungsgelände, sie wurden von allen Seiten beschossen, einer soll aber an der Grenze gefallen sein; die französischen (Luftschiffe) sind rot, die deutschen weiß. Hoffentlich geht`s nach den 2 Feiertagen los, so ist es auch nichts. Wir möchten wieder heim. Nach der Zurücktreibung von Mühlhausen haben die Franzosen die Schneid verloren. Sie, die Vergasten, schießen zwar, aber sie werfen die Flinte weg und lassen sich gefangen nehmen. Ein bay. Hauptmann soll mittels Auto die Wachen revidiert haben, sie stießen aber auf feindliche. Der Hauptmann ließ auf 50 m halten u. stürzte mit 4 Mann im Hurra los; sie warfen die Gewehre weg u. liefen davon. Ihre Gewehre wurden zurückgebracht. Später nach dem Gottesdienst kam der Befehl zum Arbeitsdienst (Fördergeleittransport). Ich glaube fest, daß der Montag etwas bringt, denn es kracht ununterbrochen, daß die Fenster zittern. Hoffen wir das Beste. Ich bin bereit. Wie wird es meiner Frau gehen? Habe bis jetzt noch keine Antwort. Vielleicht sehe ich sie doch noch mal. Das sind schwere Schicksalsschläge, die uns treffen können. Gestern fuhr ich mit Feldgeistlichen aus Tour von Metz nach Moulins, er wohnt in unserem Bereich.
Meine Adresse: Obergefr. Gg. Plank b. / Park Bat. Nr. 6 I. Comp. Moulins bei Metz.
Auf baldiges Wiedersehen hoffend, grüßt Sie und alle werten Angehörigen
Ihr dankbarer Georg Plank.

7.) Sigmaringen 17. August 1914
Die besten Grüße sendet Ihnen, Ihr ergebenstes Pfarrkind Michl Rester.
Auch freundlichen Gruß an Frau und Schwiegereltern und die Bürgermeistersfamilie Jobst.

8.) 24. August 1914
Wie geht es Euch wohl allen? Hoffentlich gut, wie mir auch. Ich bin nämlich Futtermeister und Küchenunteroffizier; habe nichts zu tun, nur Hafer und Lebensmittel für Pferde u. Mannschaften zu besorgen und abzukochen. Komme immer hinten nach, nie ins Gefecht. Am Kriegsschauplatz sieht`s traurig aus, viele Franzosen fielen, von uns sehr wenige. Gefangene Franzosen haben wir sehr viel, alle Kirchen sind voll bis diese wieder abgehen mit der Bahn nach Preußen und Bayern. Auch Geschütze und Munition haben wir von den Franzosen. Wenn ich heimkomme, erzähle ich mehr. Recht viele Grüße einstweilen an`s ganze Haus und Hof an Sie von Ihrem Josef Mühlbauer, Unteroffizier der 2. 3. bayr. Fuß.Art. Reg. Munitionskolonne.

9.) Fonteney [Fontenay?], 29. August 1914
Euer Hochw. Herr Pfarrer. Sende Ihnen die besten Grüße aus dem Felde; es geht immer vorwärts; gesund ist bei uns alles, komme soeben aus der Kirche, großartige katholische Kirche [Sollte er die Kirche der Zisterzienserabtei Fontenay aus dem 12. Jahrhundert meinen?]. Besten Gruß Simon Kellermann

10.) Herr Bäckermeister Hans Obletzhauser an seine Angehörigen.
Chateau  Salines [Château-Salins]:
Meine Lieben!
Da heute Sonntag ist, will ich versuchen Euch ein Brieflein zu schreiben und Euch meine bisherigen Kriegserlebnisse mitzuteilen. Ob es mir gelingt den Brief zu Ende zu schreiben, weiß ich nicht, da wir vor einer großen Schlacht stehen und uns von Ferne bereits Kanonendonner grüßt.
Die Eisenbahnfahrt verlief ohne Besonderes. Auf allen Stationen bis zum Rhein wurden wir mit Lebensmittel überschüttet. Als wir den Rhein passiert hatten, war es wie abgeschnitten, kein Hurra und kein Zeichen der Begeisterung von Seiten der Zivilbevölkerung mehr. Ein paar Marschtage nach der Eisenbahnfahrt und wir waren auf eine Stunde der französischen Grenze nahe. Hier ergab sich, daß sich der Feind derart verschanzt hatte, daß wir ihm ohne enorme Verluste nicht beikommen können. Wir saßen 2 Tage in der Stellung, auf keiner Seite fällt ein Schuß. Um den Feind herauszulocken gehen wir wieder ca. 60 km zurück. Der Feind geht auch wirklich vor. Es war am Donnerstag, den 20. August. Wir biwakierten schon 2 Tage auf einer Höhe bei Hartlingen. Wir schicken uns eben an unseren Morgenkaffee zu fassen. Genau wie heute hört man von Ferne das Donnern der Kanonen. Es kommt Befehl zum Stellungswechsel nach Vorwärts. Ein allgemeines Hurra und alles stürmt zu den Kanonen und dafür geht’s über Stock und Stein. Es ist ein wunderschöner Morgen. Die Gefühle einer Schlacht entgegenzufahren lassen sich nicht niederschreiben. Auf keinem Gesicht eine Spur von Angst, ein jeder erfüllt von dem Drang nach Vorwärts. Wir sind ca. 3 Stunden gefahren, als wir am Schlachtfeld anlangen. Es ist 10 Uhr. Die Kanonen von unserem Regiment sind bereits in Tätigkeit. Wir fahren mit unseren schweren Geschützen auf einer Anhöhe auf. Ein Moment und der Tod saust dröhnend von unseren Geschützen geschleudert durch die Luft. Hie und da surrt eine feindliche Infanteriekugel über uns ohne jedoch einen Mann zu treffen. Da mein Pferd einen Dienstgrad benötigt, bin ich als Munitionskanonier eingereiht. Meine Arbeit ist beim Laden behilflich zu sein. Wir schießen ungefähr eine halbe Stunde. Der Feind zieht sich zurück, allmählich schweigen auch unsere Geschütze. Es kommt wieder Befehl zum Stellungswechsel nach Vorwärts. Und wieder geht’s dahin, diesmal in einem rasenden Tempo. Wir fahren durch ein Dorf. Hier sehen wir die ersten französischen Gefangenen, ca. 30 Mann; sie machen einen jämmerlichen Eindruck. Ihre Bekleidung ist eine miserable. Weiter geht es vorbei an verwundeten und toten Franzosen. Darunter manchmal ein deutscher Kamerad. Zum erstenmal wird uns der Schrecken des Krieges gewahr. Ein Grauen durchzieht einen jeden von uns, aber nur einen Moment und der eiserne Ernst tritt an dessen Stelle. Wieder sind wir am Kampfplatz angelangt. Unsere Fußartillerie hat bereits Stellung genommen. Ihre schweren Geschosse sausen zischend über uns hinweg. Unsere Geschütze stehen jetzt ebenfalls schußbereit. Wir, die 5. Bat., erhalten Befehl ein Dorf, aus dem feindliche Infanterie vordringt, zu beschießen. Zwei Schüsse, das Dorf ist getroffen; sämtliche Kanonen feuern zu gleicher Zeit, einige Sekunden und das Dorf gleicht einem Flammenmeer. Unterdessen hat sich feindliche Artillerie auf uns eingeschossen, wir müssen uns decken um nicht von den feindlichen Granaten, welche über uns und um uns platzen, getroffen zu werden. Es war unsere Feuertaufe. Wir mußten das Feuer erwidern, aber unsere Offiziere verbieten uns die Deckung zu verlassen. Nicht lange und unsere Fußer [d.h. Infanteristen] bringen die feindliche Artillerie zum schweigen. Neben uns ist eine Batterie während des feindlichen Feuers aufgefahren.
20 Mann wurden von den feindlichen Geschossen getroffen. Es ist grauenhaft mit anzusehen, wie die Leute von Roß und Kanonen stürzen. Die feindliche Infanterie versucht auf allen Seiten vorzudringen. Unsere feindliche Artillerie der Division hat mittlerweile Stellung genommen und ein entsetzliches Morden beginnt. Der Boden erzittert von den Hunderten von Schüssen, die gleichzeitig auch von Kanonen abgefeuert werden. Die ganze Luft ist geschwängert von Pulverdampf und von den Fetzen der Kartuschen. Ca. ½ Stunde wütet der Kampf, der Feind ergreift panikartig die Flucht. Der Kanonendonner läßt nach u. verstummt allmählich. Die Schlacht bei Lessy ist geschlagen zum Ruhme der deutschen Armee. Der General spricht seine Anerkennung über das ausgezeichnete Schießen der Artillerie aus. Die Söhne Deutschlands haben gezeigt, daß sie mit den Waffen genau so umzugehen wissen wie ihre Väter. Bei unserem Regiment sind 5 Mann tot, ca. 30 verwundet. Es ist abends 7 Uhr. Wir haben den ganzen Tag keinen Bissen genossen u. schicken uns eben an ein Mahl zu bereiten, als wieder Befehl zum Aufbruch kommt, und vorwärts geht es wieder. Diesmal liegen die Toten und Verwundeten massenhaft u. die Dörfer gleichen stellenweise einem rauchenden Schutthaufen. Der Freitag verlief ruhig. Wir befinden uns an der franz. Grenze, aber noch auf deutschem Boden. Gestern Samstag wurde der Bürgermeister und sein Sohn der Ortschaft, in der wir biwakierten, erschossen. Er hatte uns dadurch an die Franzosen verraten, daß er nachts sein eigenes Haus anzündete. Das ganze Lager mußte deshalb verändert werden. Soeben wurden 6 Wagen gefangener Franzosen vorbeigefahren. Eine Kompagnie Infanterie, die neben uns biwakiert, läßt der Hauptmann neben der Straße aufstellen u. während die Franzosen vorbeifahren, Gewehr bei Fuß nehmen. Damit sie sehen, wie stramm unser Militär arbeitet. Ich muß jetzt schließen, es kann jede Minute Alarm sein.
(Schlacht in den Vogesen  20./21. August 1914)

Am 4. September wurden die Landstürmler eingerufen.

  • Hammer Josef, Taglöhner, Hohenfels, verheiratet
  • Liebl Josef, Taglöhner, Hohenfels, verheiratet
  • Kleindienst […], Distriktsstraßenwärter, Ziegelhütte, verheiratet
  • Dechant Karl, Bauer, Wendlmannthal, verheiratet
  • Kleindienst, Dienstknecht, Markstetten (Bauer)

6,)  [kein Eintrag]

11.) Feldpostkarte Metz, 1. Sept. 1914
Hochw. H. Pfarrer! Ich bin nun schon die 4. Woche in Metz u. finde an dem Leben hier großen Spaß; ich habe mich sehr gut eingewöhnt, hoffe aber bald weiter fortzukommen. Jetzt habe ich sehr viele Reitstunden; ich sitze schon ziemlich fest, bin aber schon ein paarmal abgeworfen worden. Gott sei Dank habe ich jetzt Verbindung mit der Heimat. Bitte, schreiben Sie mir auch in nächster Zeit u. beten Sie auch für mich. Anfangs habe ich mich hart eingewöhnt, aber jetzt geht es vortrefflich. Als die Schlacht westlich von hier tobte, hörten wir tagelang den Donner der schweren Geschütze; es herrschte eine riesige Spannung in der Stadt; denn ihr Schicksal hing zunächst davon ab. Ich bitte Sie, manchmal auch für mich zu beten u. mir auch zu schreiben. Sie u. Ihre Angehörigen bestens grüßend bin ich Euer Hochw. Ergebener Hans Weigert, [?] 2 k. b. Fußartillerieregiment 2. Rekrutendepot Metz.  Moselkaserne

12.) Arlon, 31. Aug. 14
Sr. Hochw. H. Pfarrer Ertl!
Wir sind zur Besetzung nach Belgien verschickt und liegen zur Zeit hier in Eisenbahnwaggon. Wohin, wissen wir nicht. Der Kaiser ist in der Stadt Luxemburg. Ich u. Seibold konnten gestern aus kaiserlichem Hofzug einen Becher Kaffee erwischen. Zug um Zug Verwundete u. gefangene Franzosen kommen von Sedan hier durch. Wir helfen ihnen aus dem Waggon heraus u. hinein. Herzl. Gruß! Plank
Das bayer. Eisenbahnbataillion führt die Bahnen hier.

13.) Moyenvig [Moyenvic], 1. Sept. 14
Sehr geehrter Herr Pfarrer! Sende Ihnen und Ihren Eltern die besten Grüße. Hoffentlich ist alles gesund wie ich. Hochachtungsvollst mit Gruß S. Kellermann
Es geht immer gut nach vorwärts. Mit Gott für Kaiser u. Reich. Heute um 9 Uhr war Seelenmesse mit Libera für S. H. Papst Pius u. + Erbprinzen von Bayern [gemeint ist wohl der am 27. August 1914 im Alter von 13 Jahren verstorbene Erbprinz Luitpold von Bayern, erster Sohn des letzten bayerischen Kronprinzen Rupprecht!]. Herr Pfarrer dieses Ortes hat eine schöne kernige deutsche Predigt an uns Bayern gehalten, welche jeden Besucher tief ergriff.

14.) Ingolstadt, 5. Sept. 1914
Geehrter Herr Pfarrer! Vor allem besten Dank für übermittelte Grüße durch meinen Vater. Bin Gott sei Dank noch immer gesund u. munter; habe heute zum erstenmal einen Kameraden getroffen, aber sonst bin ich immer allein, aber doch froh u. munter. Wie geht es in Hohenfels zu, wahrscheinlich ganz traurig. Jetzt werden die meisten schon eingerückt sein.
Die besten Grüße sendet Ihnen sowie Ihren werten Eltern und Schwestern [neben Pfarrer Wilhelm Ertl wohnten im Hohenfelser Pfarrhof seine Eltern Konrad und Barbara Ertl, sowie seine beiden unverheirateten Schwestern Margaret und Barbara!]
Ihr ergebener Hans Vogl.
Gruß erlaubt sich zu senden: Joh. Weigert. Haben zur Zeit 1538 Verwundete hier.

15.) München, 5. 9. 1914
Euer Hochwürden!
Ergebenste Grüße erlaubt sich zu senden und empfehle ich Ihnen meine Familie Ihrer werten Obhut. Es geht mir schlecht. Herr Hochwürden, wir müssen exerzieren früh und spät. Adresse heißt: Franz Vogl, Landwehrmann bei kgl. Betriebsabteilung II.  I. Armeecorps 6. Compagnie, München. Recht viele Grüße an Ihnen!

16.) Wertheim, Würtemberg [sic!], 6. 9. 1914
Die besten Grüße sende ich Euch Hochwürden von Wertheim aus. Anfangs war ich in Heidelberg und bin von dort aus nach Wertheim gekommen. Mir geht es ganz gut. Mit meinem Fuß geht es auch ganz gut. Ich werde Euch noch öfter schreiben.
Es grüßt Euch bestens Hiltl Josef
Grüßt mir auch Euren Vater und Mutter!

17.) Wangen im Allgäu, 15. Sept. 1914
Lieber Herr Pfarrer! Sende Ihnen und den ganzen Pfarrangehörigen die besten Grüße aus der Ferne. Bin zur Erholung in Wangen u. geht mir sehr gut; in nächsten Tagen wird es wieder fortgehen. Hoffentlich wird es nicht allzulange dauern; das erstemal seit ich fort bin, wieder in einem Bett gelegen. Mit Gruß Seibold

10. Sept. [wohl einberufen:] Segerer Gg., Maurer, verh.

18.) 9. Sept. 1914
Hochverehrter Herr Pfarrer! Herzlichen Dank für Ihr liebes Brieflein und für das Medaillon. Für Ihr Gebet möge Sie der liebe Gott belohnen, von Ihren Pfarrkindern im Felde ein herzliches Vergelt`s Gott. Gebe Gott, daß wir unserem H. Pfarrer noch persönlich danken können. Seit 3 Tagen stehen wir mit feindlicher Artillerie im heftigen Kampfe, werden aber wahrscheinlich heute noch vorgehen. Auf baldiges gesundes Wiedersehen grüßt Sie herzlich Ihre beiden Pfarrrkinder Hans Obletzhauser, Karl Beck.
Komme soeben zu Hans, habe keine Zeit, da wir in Feuerstellung sind. Hatten heute sehr großes Glück, heute schlug ungefähr 5 Meter eine Granate vor unserem Geschütze ein. Bitten Sie Hochw. H. Pfarrer, wir werden auch Ihrer gedenken. Grüße an Angehörigen; von Beck Karl die besten Grüße. Haben sehr schönes Wetter.

19.) Luneville, 10. Sept. 1914
Viele Grüße sendet Georg Zaschka; wir sind schon 3 Wochen in Frankreich u. hoffe, daß ich wieder gesund komme. Es ist wohl sehr gefährlich. Ich bin beim Patroullieren. Der Dienst ist sehr gefährlich: „Auch das Beten kommt von sich selber“. Hier (Luneville) sind wir, das ist zu Scherben geschossen, eine Kaserne u. viele Häuser in Brand; es schaut fürchterlich aus. Es wird bald ein Ende sein 3-4 Wochen (?). Das Getreide ist niedergetreten; viele Leute haben nichts zu essen; wir danken Gott, daß nicht bei uns ist. Gruß Georg Zaschka

20.) Euer Hochwürden!
Eben habe ich Zeit, Hochwürden ein Kärtchen zu schreiben, bis jetzt ist es mir immer gelungen, gut auszukommen; wie Gott will, wird so weiter gehen. Wünsche auch Hochwürden stets das Beste. Gestern habe ich das 11. Inf. Reg. gesehen; es waren ziemlich viele Bekannte dabei, was mich sehr freute. Auf ein freudiges Wiedersehen hofft
Ihr ergebenster Xaver Meier, (Haarhof) Kanonier 4. Feld Haupitz Munitionskolonne III. bayr. Armeecorps.

21.) Mars la-tour, Gravelotte 20. Sept. 1914
Geehrter Herr Pfarrer! Habe Ihre Karte mit Freuden erhalten. Wir sind auf den Schlachtfeldern von 1870/71. In dieser Gegend allein sind 200 Massengräber; möge uns der oberste Heerführer beschützen wie unsere Vorfahren. Daß meine Frau krank ist, habe ich gestern durch einen Brief erfahren, ich ertrage alles mit Geduld, der lb. Gott verläßt uns nicht. Mit herzl. Gruß in Treue fest! Simon Kellermann

22.) Osthofen, Elsaß  25. Sept. 1914
Geschätzter Herr Pfarrer!  Ich möchte bei Ihnen fragen, ob unsere Frau eine hl. Segensmesse hat lesen lassen. H. Hochwürden, stehen jetzt bei den Vogesen zur Verschanzung der Fußartillerie. Ich bin bis jetzt noch in kein Gefecht gekommen, immer müssen wir nachrücken und bin jetzt noch immer recht gesund, beschließe mein Schreiben mit Gruß Weber Josef, Schmied, Raitenbuch  3. Fuß.Art.Reg. 3. Landwehrbat. Park Compagnie III. Armeecorps.

  • 24. Sept. 1914

Mein lb. Hochwürden Herr Pfarrer Ertl!
Vor allem bitte ich um Entschuldigung wegen dieses unordentlichen Briefpapiers und Formates; in Frankreich nimmt man aber, was handlich ist.
Recht herzlich danke ich für Ihre lb. Karte; leider erhielt ich diese erst heute, da die Adresse nicht ganz deutlich war; es hat 2. schwere Haupitz Munitionscolonne gefehlt.
Es freut mich von Herzen, daß Euer Hochwürden auch in der Ferne im Feindesland mich nicht vergißt ... (folgt persönliches). Ich bin zur Zeit ungefähr 30 km in Frankreich, unsere Batterien liegen 20 km weiter vorne, vor der Festung Toul u. Verdun. Es ist heute wieder eine Entscheidungsschlacht; nicht zu schreiben ist, wie es im Umkreis kracht; was wäre da das schärfste Gewitter; geradezu unheimlich, aber man gewöhnt sich an den Kanonendonner. Es wird wohl Gottes Wille sein, daß diese 2. stärksten Festungen Frankreichs fallen; dann wärs mit der französischen Gesellschaft aus. Am 22. u. 23. sind die österreicher Motorbatterien 30,5 cm Kaliber u. unsere 42 cm vor, solche Technik u. solche Kolosse! Es muß einem schon Angst werden, wenn man diese Riesengeschosse nur sieht. Daß die Österreicher so ausgerüstet sind, hätte ich nicht gedacht. Die Leute selbst sind sehr lieb u. freundlich, habe lange Zeit mit ihnen gesprochen, wie die Geschütze arbeiten u. wo sie zuvor waren, worauf ich erfuhr, daß sie in Belgien kämpften u. große Erfolge machten. Wir liegen jetzt in V..., einer größeren Ortschaft, hat eine schmalspurige Bahn, ist von unseren Soldaten in Trümmer geschossen und angezündet worden, noch  3 große Ortschaften brennen schon seit 22. Wie es da aussieht, man macht sich keinen Begriff, was da Wert herumliegt, die schönsten Möbel, Kleider, Stoffe, Geschirr in den Kaufhäusern, einfach ein Jammer! Tote in Straßengräben; nur die Kirche blieb verschont. Es wäre diesen Ortschaften nicht das Geringste passiert, aber als unsere Truppen durchmarschierten, schossen diese Scheusale aus den Häusern u. so mußten 5 Infanteristen ihr Leben lassen. Sofort gings drauf los. Gehört nicht mehr dieser Saubande. Es ist nur schade für die Unschuldigen. Was noch da war an  Vieh, [?] Decken  Wäsche, Seife etc. wurde alles an die Soldaten verteilt. Auch Wein gibt es genug, meistens Rotwein. Wird alles zuerst untersucht, bevor getrunken wird. Ich selbst habe einen sehr angenehmen Dienst; ein Fourage-Unteroffizier muß immer Hafer u. Eßwaren für unsere Colonne haben (107 Pferde, 106 Mann) und habe das beste Essen, habe noch nie Hunger leiden brauchen, Gott sei Dank! Wenn meine Colonne in die Gefechtsstellung fährt u. Munition abliefert, darf ich immer mit meinen Leuten, die mir unterstellt sind, zurückbleiben. Sehen u. Hören tu ich doch alles. Auch die Verwundeten sehe ich alle, wenn diese aus den Gefechten zurückkommen u. lasse mir viel erzählen davon. Habe schon einige Verwandte u. Bekannte getroffen, die verwundet sind. Auch vor einigen Tagen einen Bruder von mir, aber wohl u. frisch. Sind uns 4 Vaterlandsverteidiger, keinem bis jetzt noch etwas passiert. Wolle uns auch der lb. Gott ferner beschützen! Wenn ich heimkomme, was bald sein möge, kann ich alles, alles erzählen, schreiben läßt sich nicht alles. Von Zeit zu Zeit, wenn Truppenverschiebungen sind, dürfen wir keinen Ort, wo wir sind, hinschreiben wegen Spionage. Also für heute genug, da die Arbeit ruft.
Viele herzl. Grüße auch an Ihre lb. Eltern u. Geschwister sowie an H. Cooperator von Ihrem dankschuldigen Jos. Mühlbauer, Unteroffizier 3. bayer. Armeecorps, 3. bayer. Fuß.Art.Rgt. 1. Bataillon, 2. schwere Haupitz Munitionscolonne.

24.) St. Mikiel [St. Mihiel], 28. 9. 14
Sehr geehrter Herr Pfarrer!
Sende Ihnen die besten Grüße aus dem Felde, in diesem Orte sind wir einquartiert gewesen, mußten aber bei Nacht raus, denn es entstand furchtbares Artilleriefeuer durch die Franzosen, denn dieser Ort war Sitz von 3 Divisionen französischer Kavallerie, welche ihren Stand behaupteten, wurden aber zurückgewiesen. Sonst bin ich gesund.
Hochachtungsvollst Kellermann Simon

25.) Wangen im Allgäu  4. 10. 1914
Hochw. Herr Pfarrer!
Wenn es nicht eine Verwechslung ist, muß ich Ihnen eine sehr traurige Nachricht mitteilen, falls Ihnen nicht schon bekannt ist. Ich mußte gestern für das Spital einen Gang besorgen. In dem Hause, wo ich hinkam, lag die Augsburger Abendzeitung auf dem Tisch; nach wenigen Blicken fiel mir auf Verlust der 3. bayer. Reserve Fußart. Rgt. 4. Batterie Obergefr. Josef Mühlbauer v. Rettenbach/ Oberpfalz  t o t. Ich war ganz erschrocken, denn das muß unser lieber guter H. Verwalter sein. Ich bekam gestern einen Brief von zu Hause, da war nichts enthalten vom Obengenannten. Es ist sehr traurig. Aber unser lb. Herrgott macht es eben, wie er es für gut findet. –
(Bemerkung: H. Seibold täuschte sich. Verwalter Mühlbauer frisch und gesund, wie nachfolgende Karte ausweist. Ertl, Pfarrer)
Was mich betrifft, hatte ich immer einen guten Schutzengel. Bin wieder hübsch beisammen, komme diese Woche wahrscheinlich in Garnison zurück, wie lange weiß ich selber nicht. Hier war es sehr schön. Wir Katholiken konnten in der Kirche die hl. Messe hören, abends den Rosenkranz, auch habe ich wieder gebeichtet. Gewiß ein Glück!
Herzlich grüßt Sie Hochw. H. Pfarrer, auch H. Cooperator, alle Angehörigen des Pfarrhofes    Gefreiter Seibold.

26.) 2. Okt. 1914
Vom Kriegsschauplatz des 70. Feldzuges eine Erinnerung (Mars la Tour. Inteneur de l `Eglise commemorative decoree pur la Ceremonie de 16. aout). Hoffentlich geht es Euch allen recht gut, was ich Euch von Herzen wünsche. Viele herzliche Grüße an die ganze Familie bes. an Sie H. Hochwürden  von Josef Mühlbauer.

27.) 12. Okt. 1914
H. H. Pfarrer! Bin wieder von Nürnberg nach Regensburg gekommen. Wissen vorläufig auch nicht, wann wir fortmüssen; geht mir gar nicht schlecht, hätte aber schon satt. Die besten Grüße sendet u. fröhliches Wiedersehen hofft Georg Segerer.
Besten Gruß an Vater u. Mutter u. Geschwister u. H.H. Cooperator.

28.) Nonnville [Nonneville?], 7. Okt. 1914
Geehrter H. Seelsorger! Sende Ihnen, H. Pfarrer ein Lebenszeichen und viele Grüße aus dem Felde; es geht immer vorwärts, langsam aber sicher. Wir hoffen auf baldiges Wiedersehen, wenn Gott will. Viele Grüße an Ihre werten Eltern, besonders an Sie, H. Pfarrer, von Ihrem treuen Pfarrkind. Gott mit uns. Simon Kellermann

29.) Hagéville, 9. Okt. 1914
Euer Hochwürden! Anbei eine kleine Ansicht von einem französischen Quartier, welches bereits in deutschen Händen sich befindet. Mein letztes Kärtchen ist wohl nicht angekommen. Ich bin noch immer gesund und wohlbehalten. Wünsche allen Pfarrangehörigen stets das Beste. Auf ein freudiges Wiedersehen hoffend grüßt Euch Euer ergebener Xaver Meier.
Eine kleine Antwort wäre sehr erbeten.
4. Feldhaupitz. Artill. Munitionskolonne  III. bayr. Armeekorps.

30.) Metz, Okt. 1914
Euer Hochwürden! In einigen Stunden marschiere ich nach Frankreich. Leben Sie wohl. Auf Wiedersehen mit den besten Abschiedsgrüßen
Ihr ergebener  Hans Weigert, 2. kgl. bayr. Fußartilleriereg.

31,) Antwerpen, 12. Okt. 1914
Euer Hochwürden! Überraschend schneller ist es mit der Übergabe der Festung gegangen, als wir es dachten. Werden Sie wohl meinen Brief erhalten haben. Im Laufe des heutigen Tages besichtigten wir Anvers. Die Schönheit hier läßt sich nicht schildern. Haben Sie meinen Brief von ... erhalten? Herzlichen Gruß Plank

32.) Reservelazarett Nürnberg  17. Okt. 1914
Hochw. Herr Pfarrer! Von meinem Vater erfahren, daß sich Hochw. H. Pfarrer sehr viel um uns kümmert, so erlaube ich mir ein paar Zeilen von unserer sehr ernsten Lage einiges schildern, da ich mich seit 15. Oktober hier befinde. Wurde am 11. Okt. nachm. ½ 3 Uhr von einem Granatsplitter verwundet. Unsere Lage meiner hinterbliebenen Kameraden ist noch sehr gefahrvoll. Wir stehen vor der Festung Toul auf 4050 m; haben täglich unter schweren feindlichen Artilleriefeuer zu kämpfen, aber werden doch mit Gottes Hilfe auch diesen schweren Standpunkt noch erringen. Wir glauben, daß wir das Schwerste auf unserer Seite haben. Sind halt sehr schwach, aber doch steckt man die Bayern immer vorne hin, sind auch darauf stolz. Als wir nach der ersten Schlacht das Schlachtfeld durchsuchten nach Toten u. Verwundeten, kamen wir zu verwundeten Franzosen, unter ihnen befand sich ein französischer Offizier. Wir fragten ihn, warum sie immer die Zuaven [aus Französisch-Nordafrika stammende Soldaten der französischen Armee mit Elitecharakter, benannt nach einem Stamm im heutigen Algerien] zu uns schicken. Er sagte: „Warum kommen zu uns immer die wilden, unüberwindlichen Bayern; wir dachten, als wir die grauen Uniformen sahen, es seien Preußen, aber da sahen wir zu unserem Unglück die Löwen.“
Es ist ja sehr schauerlich, aber ganz abgestumpft wird man mit der Zeit, warum es da einen wegreißt, dem anderen den Arm, den dritten doch die beiden Beine und so geht es immer zu, aber jeder denkt da anders. Wir standen oft schwer unter Feuer, aber sagt jetzt mancher, der früher andere Gedanken gehabt: „Ja, es gibt etwas, daß einer die Hand über uns hält“, denke u. sagte auch schon öfters, daß unser Herr Pfarrer sagt, es kommt eine Zeit zum Beten, auch ist es nicht anders. Wir standen am 6. Okt. vor einem Wald, mußten wir uns verschanzen, als wir halb fertig waren, hieß es, 400 m weiter nach rechts, fingen wir sofort wieder dieselbe Arbeit an, sind wir fast fertig, geht es vor 200 m, wieder unsere Arbeit nichts, kamen wir nachts ¾ 11 Uhr an, mußten wir wieder selbe Arbeit anfangen. Ist schon eine große Aufopferung, da nicht zornig werden. Aber es ist uns eine sehr schöne Geschützbedienung, lauter Oberpfälzer, auch sind einige von der Gegend v. Sulzbach dabei, kennen auch H. Pfarrer [Pfarrer Wilhelm Ertl stammte aus Rosenberg]. Gesund darf einer schon sein jetzt, Tag und Nacht im Freien, jetzt wird es schon schlecht. Gibt es kein Getreide mehr. Hauen wir uns Äste von den Bäumen und einen [?] Haufen Erdreich u. Sacktuch darauf u. unser Kopfkissen ist fertig. Aber alles aus Liebe zu Gott, wenn wir nur gut heimkommen. Es können ja unsere Zurückgebliebenen nicht dankbar genug sein, daß wir uns so tapfer zeigten. Alles ruiniert, alle Dörfer weggebrannt, kein Getreide, alles draußen, aller Wein, die großen schönen Weinberge, kein Stück Vieh mehr da, ist ja sehr traurig. Das Essen ist jetzt schon hübsch, aber am Anfang hatten wir nicht ein Brot, gleich 3 – 4 Tage oft kannte fast einer den andern nicht mehr; aber doch Obst war unsere Nahrung, einmal traf ich Plank, kannte mich fast nicht mehr, so mager war ich, aber alles aus Liebe zu Gott.
Ich schließe jetzt mein Schreiben, indem ich H. Pfarrer nochmals danke für die vielen Gebete, die auch wirklich erhört wurden.
ergebenst  Ihr Pfarrkind Karl Beck.

P.S. Der Abschied von meinem lb. Freund Hans Obletzhauser war wirklich schwer. Bitte H. Pfarrer nochmals weiterhin uns mit Ihren Gebeten zu begleiten. Erlaube mir viele Grüße an Ihre lb. Eltern u. Angehörigen und H. Coop. beizufügen.

II. Rote Kreuzsammlung 1914   Oktober
Frau Lehrer Marie Krebs und Frl. Marie Jobst nahmen sich die Mühe im Markte Hohenfels eine Sammlung „Liebesgaben“ vorzunehmen. Das Ergebnis war ein sehr reiches, wollene Hemden, Unterhosen, Socken, Pullover etc. wurden unter die aus dem Markte stammenden Soldaten verteilt. 170 Stück Eier, einige Pfund Mehl, ca. 5 Pfund Rauchfleisch, 8 Pfund Butterschmalz, 3 Flaschen Wein an das Vereinslazarett Parsberg gesandt. 49 M. Bargeld wurde zu Gunsten armer Kinder der Feldzügler zurückbehalten, 9 Laib Brot den Familien der Krieger zugestellt; Raiffeisenverein Hohenfels spendete zum roten Kreuz 100 M.

12. Okt. 1914 ging der Berichterstatter Pfarrer Ertl, der sich bereit erklärte in der Pfarrei die Liebesgaben zu sammeln, von Haus zu Haus in Affenricht.
Ergebnis 5 Laib Schwarzbrot
desgleichen
14. Oktober 1914 in Großbissendorf.
Gesamtergebnis:
7 Laib Brot
247 Eier
15 Pfd. Butterschmalz
15 Pfd. Rauchfleisch
½ Ztr. Weizenmehl
11,25 M Bargeld (zurückbehalten)
das an das Vereinslazarett im Priesterseminar zu Regensburg gesandt wurde. Von dort traf folgende Karte ein: „Ein herzliches Vergelt`s Gott für die reichliche Spende zum Lazarett. Das sind brauchbare Dinge und ich bitte dich bei Gelegenheit den Wohltätern innig zu danken.“

19. Oktober  Sammlung in Butzenhof und Haasla:
Eier: 120
Schmalz: 8 Pfd.
Rauchfleisch: 8 Pfd.
Bargeld: 6,50 M

einige Pfund Mehl.