In seinem Vortrag über die Kirche während des Nationalsozialismus "Glaubenszeugen oder Versager" resümierte Pfarrer Gerhard Senninger aus Neumarkt unter Berufung auf Professor Dr. Heinz Hürten, dass im Vergleich mit den anderen Religionsgemeinschaften die katholische Kirche bei allem partiellen Versagen doch noch weitaus am besten abschneidet.
Er gliederte seinen Überblick in fünf Zeitabschnitte: bis zum 14.09.1930, vom 15.09.1930 bis 23.03.1933, vom 24.03.1933 bis 30.06.1934, vom 01.07.1934 bis 01.09.1939 und 02.09.1939 bis 08.05.1945. Während im ersten Abschnitt die Katholische Kirche der NSDAP als kleine Splitterpratei mit 2,6 % Stimmenanteil keinerlei Bedeutung zumaß, bot sie ab der Reichstagswahl vom 14. September 1930 alles auf, um sie zu verhindern. Denn in diesem Wahlgang wuchs ihr Stimmenanteil fast um das vierfache auf 9,3 % und der der KPD von 11,5% auf 13,9 %. Die Bischöfe erklärten, "dass ein Katholik, der sich zur NSDAP bekenne, nicht zu den hl. Sakramenten zugelassen werden könne." In der Reichstagswahl vom 31.07.1932 erreichten NSDAP (37,9 %) und KPD (16,7 %) zusammen bereits 51 % aller Stimmen. Das Wahlverhalten der Katholiken zeigte, dass je größer der Anteil der katholischen Wähler war, desto weniger Stimmen entfielen auf die NSDAP. In der Wahl vom 05.03.1933 boten Zentrum, BVP und die katholischen Verbände alle Kräfte auf, um eine Mehrheit Hitlers zu verhindern. Die NSDAP erhielt aber 44,5 Prozent und gemeinsam mit der DNVP ( "Harzburger Front" ) eine regierungsfähige Mehrheit.
In seiner Regierungserklärung vom 23.03.1933 gab Hitler feierlichste Versprechen gegenüber Nachabrstaaten und Krichen. Trotz schwerster Bedenken stimmten Zentrum und BVP schließlich dem Ermächtigungsgesetz zu. In ihrer Erklärung vom 28.03.1933 waren die katholischen Bischöfe daraufhin zur Zusammenarbeit mit der ja einigermaßen demokratisch gewählten Regierung bereit, ohne jedoch die früheren Verurteilungen des Nationalsozialismus aufzugeben. Hitler bot dem Vatikan eine vertragliche Regelung der bestehenden Probleme an. Das Ergebnis war das Reichskonkordat. Schon bald wurden Regimegegner verhaftet. Das Reichskonkordat hatte, wenn auch oft gebrochen, trotz Wert. Denn wo es nicht galt, war die Verfolgung um ein Vielfaches schlimmer.
Während der Olympischen Spiele ließ die Verfolgung spürbar nach, um nachher um so heftiger zu werden. Papst Pius XI. antwortete mit einer Fülle von Protesten, besonders 1937 im Weltrundschreiben "mit brennender Sorge" - dem einzigen in deutscher Sprache - , das als Folge die Unterdrückung der katholischen Kirche zusätzlich verstärkte. Verlage, die es druckten, wurden aufgehoben, Verleger und Drucker bestraft.
Im ersten Kriegsjahr ließ der Kampf gegen die katholische Kirche etwas nach, erreicht aber 1941 mit der Entferung der Kreuze aus den Schulen und der Verhaftung vieler Priester seinen absoluten Höhepunkt. In zahlreichen Hirtenbriefen erklärten die deutschen Bischöfe "es gehe um Sein oder Nichtsein des Christentums in Deutschland." Trotzdem haben viele Bischöfe aus falschem Patriotismus immer wieder zum Gehorsam gegenüber dem Führer und zur opferwilligen Hingabe im Kampf gegen den Bolschewismus aufgerufen. Mehrere BIschöfe waren auch mit der Widerstandsgruppe "Kreisauer Kreis" verbunden.
Über 4000 Priester, Mönche und Nonnen starben durch die Hand der Nazis. In über 12.000 Fällen gingen Gestapo, Justiz oder Verwaltung gegen den katholischen Klerus vor. Die katholische Kirche ermöglichte unter Pius XI. die Rettung von 700.000, wahrscheinlich sogar 860.000 JUden vor der Nationalsozialisten. Professor Heinz Hürten stellt fest, dass damit etwa 70 - 90 Prozent der insgesamt 950.000 geretteten Juden in Europa ihr Überleben irgendwelchen Hilfen von Seiten der Kirche verdanken.