23. Februar 2020 – 7. Sonntag im Jahreskreis A – Evangelium: Mt 5,38-48
 
Ihr Christen hier im Gotteshaus,
zum Fasching lass ich es nicht aus,
zu reimen meine Predigtworte,
hier an diesem heil´gen Orte.
Ja, wieder mal ist es die Stund´,
da Narrenmund tut Wahrheit kund.
Zudem die Verse leicht und fein
finden den Weg ins Herz hinein;
sie bleiben haften, prägen sich ein
– genau so soll die Predigt sein.
 
Und so kann auch das Wort des Herrn,
das wir ja jeden Sonntag hör´n,
g´rad heut´ als das erfahren werden,
wozu er kam auf uns´re Erden:
um Frohe Botschaft uns zu künden,
damit wir Menschen in ihm finden
Hoffnung, Freude, Trost und Kraft,
damit ein jeder von uns schafft,
den Weg in seinem Licht zu geh´n,
die Menschen als Geschwister seh´n,
und in der Liebe zu umschließen,
ob Freund ob Feind wir sie auch hießen!
Mit Aug´ um Auge, Zahn um Zahn,
kommt man ja letztlich nicht voran;
es wird sich erst zum Heil und Segen
wenden hier, wenn wir auf Wegen
des Friedens und der Liebe schreiten
und Gottes Reich den Weg bereiten.
Ja, hierzu lädt der Herr uns ein,
einander Schwestern, Brüder sein,
selbst noch den Feind statt hassen lieben;
so werden Krieg und Streit vertrieben,
gestoppt die Schraube der Gewalt,
der Teufelskreis, ja der macht halt,
der Aug´ mit Auge tat vergelten
und Zahn mit Zahn. Ja, was für Welten
brächen doch an in diesem Geist,
die Jesu Frohe Botschaft weist!
 
Natürlich ist der Anspruch groß,
das Wort des Herrn lässt uns nicht los,
es fordert raus, lässt uns erbeben,
denn wer schon schafft es in sei´m Leben,
die and´re Wange hinzuhalten,
wenn Backenschläge g´ rade schallten,
dem auch den Mantel noch zu geben,
der mir das Hemd gestohlen eben,
und dann trotz aller Hast und Eile
zu geh´n mit dem die zweite Meile,
der mich gerade voller Drang
zur ersten Meile auch schon zwang.
 
Ja, Feindesliebe, welch ein Wort
– wo wäre da der rechte Ort,
wo diese glückt und wird gelebt?
Und doch wird sie vom Herrn erstrebt,
und Jesu Wort die Weisung gibt:
Ein Christ ist, der den Feind auch liebt.
 
Ein Bild er uns auch dafür schenkt:
Zum Himmel eure Blicke lenkt!
Und dort könnt ihr den Grund erkennen,
warum den Feind sollt Freund ihr nennen!
Weil´s Gott, der Vater auch so macht!
Ja, seine Sonne scheint und lacht,
wie letztlich auch der Regen fällt
auf jeden Acker, jedes Feld,
egal, ob gut ob bös´ der Mann,
der ihn sein eigen nennen kann,
ob er gerecht ist oder nicht
– die Liebe ist des Christen Pflicht.
 
Ja, Feindesliebe – leicht gesagt;
Doch wer sie ernst nimmt, hinterfragt,
der stößt an seine Grenzen bald
– so sind wir Menschenkinder halt!
 
So sind wir Menschen, schau´n wir nun,
wie wir´s an Fasching gerne tun,
hinaus in uns´re Zeit und Welt,
wie es sich dort denn so verhält…
 
Ja, Feindesliebe spürt man kaum,
sie bleibt ein Wunsch und auch ein Traum;
nur Muskelspiele, Kräfte zeigen
sind zu seh´n im Mächtereigen,
derer, die die Welt regier´n,
die wir nun auf den Zahn woll´n spür´n:
 
Zuerst sei Donald Trump genannt,
für den zuerst sein Vaterland
und dann noch lange gar nichts kommt;
danach wird einfach halt gebombt;
so hat er schnell mal töten lassen
den Soleimani – dafür hassen
die Menschenmassen im Iran
jetzt umso mehr den ersten Mann
der USA, der auch mit Worten Bomben legt,
wenn jemand ihm im Wege steht.
Auch Xi Jinping, der starke Mann,
der Chinas Reich beherrschen kann
in voller Macht ans Lebensende,
macht schmutzig sich gar oft die Hände:
man überwacht und unter drückt,
wo sich nur freie Meinung zückt;
verschleppt das Volk der Uiguren,
weil sie der Volkspartei nicht spuren;
und greift mit großen Händen schon,
wo Hongkong übt (noch) Opposition.
 
Das einzige, was dieses Land,
mit Grinsen und doch arrogant,
die Militär- und Wirtschaftsmacht,
ein wenig an den Abgrund g´bracht
das war ein Virus, noch so klein,
das über China brach herein.
„Corona“ schallt der Ruf hinaus
voll Panik, und voll Angst und Graus
von Wuhan in die ganze Welt
– wie´s ausgeht sei dahingestellt…
 
Als dritten hier im Mächtereigen,
möcht´ ich auf Bolsonaro zeigen,
der jetzt Brasilien regiert
und dabei sich auch nicht geniert,
mit groben Worten, irrer Tat,
all das tut, was ein Demokrat
und Christenmensch niemals tun sollte,
wenn hält er sich an Jesu Worte!
 
Er gibt den Amazonas frei
für Räuber und Ausbeuterei;
die „Grüne Lunge“ dieser Welt,
zerstört, vernichtet bloß für Geld,
um jetzt Plantagen anzulegen
und Sojapflanzen dort zu hegen,
wo kürzlich noch der Urwald stand
– ein Meisterwerk aus Gottes Hand !
Und Tiere, Menschen mussten flüchten,
dass dort man Rinder jetzt kann züchten,
dass wir aus Südamerika
ein Steak verzehren – wunderbar!
 
Für´s Geld lässt Bolsonaro morden,
ja, wenn´s nach ihm geht, ziehen Horden,
um Angst und Schrecken zu verbreiten,
hinein in Amazonas Weiten;
und kleinen Bauern, Missionaren,
Indigenen, die schon waren
seit Ewigkeit zuhause dort,
bringen sie Hass, Gewalt und Mord!
Ja, wer sich ihnen wiedersetzt,
wird wie ein wildes Tier gehetzt,
der wird vertrieben und bedroht,
und geht er nicht, ist er schnell tot!
 
Und dafür steht auch noch ein Mann,
und er gibt damit auch noch an,
dass er ein guter Christ wohl sei
und sich als Namen Nummer zwei
den Titel des „Messias“ gab...
Ich glaub, ich breche hier wohl ab…
Denn es versteht ein jeder wohl,
dass jemand, der es treibt so toll,
von Jesu Wort hat nichts kapiert,
wenn er sich noch so inszeniert.
Mit Aug´ um Auge, Zahn um Zahn
wär´ man bei ihm ja noch gut dran.
Stattdessen sät er Hass und Streit
– zur Feindesliebe fehlt´s hier weit!
Mit Putin und mit Erdogan
fang´ ich heut´ erst gar nicht an.
Es reicht ja schon, dass wir hier seh´n,
erkennen müssen und versteh´n,
dass von den Mächtigen der Welt
sich selten einer so verhält,
wie es uns Jesus aufgetragen:
Die Feindesliebe sollt ihr wagen !
 
Tun wir jetzt auch noch jene Schritte,
die kürzlich anders rum der Brite
sie tat – statt raus herein zu geh´n,
um heut´ natürlich auch zu seh´n,
wie es um unsern Kontinent
bestellt, den man Europa nennt.
 
Nach Jahren voller Fragen, Bangen
ist letztlich nun tatsächlich ´gangen
das Königreich, Great Britain eben;
wir fragten uns ja lang, erleben
wir alle wohl noch jenen Tag,
der ewig in der Schwebe lag.
Doch vor drei Wochen, ungelogen,
wurde der Brexit nun vollzogen.
 
Das Reich der Queen kehrt uns den Rücken;
Europa fragt sich, bleiben Brücken
und Bindungen zu der EU?
Oder lässt Johnson doch tatsächlich zu,
dass hart der Brexit wird am Ende…
Vielleicht reicht man sich doch die Hände,
und man bleibt Partner weiterhin
– was wär´ Europas tiefster Sinn!
Denn Traum und auch Idee einst war:
geeint und friedvoll – wunderbar!
Dafür mag nunmehr Sorge tragen
auch jene, der man angetragen
das höchste Amt in der EU;
ja, letztes Jahr kam sie dazu
ganz plötzlich; vorher keiner dachte
– bis Uschi dann das Rennen machte –
dass von der Leyen kriegt das Amt
– von Merkel und Macron benannt;
flugs war sie Präsidentin schon
der Europäischen Kommission.
Und Manfred Weber blieb zurück,
verlassen hatte ihn das Glück!
 
Ja, manchmal scheinen Ämter nah,
doch dann auch oft ja schon geschah,
dass plötzlich wurde nichts daraus,
und dann am End´ ging der leer aus,
der seines Amtes sicher schon
sich wähnte, doch dann die Option
auf jemand ander´ n schließlich fiel;
und er wird g´opfert für den Deal!
 
So auch in Thüringen es war,
als plötzlich wurde offenbar,
dass nicht Ministerpräsident
der wurde, den man dort schon kennt.
Mit einer Stimme unterlag
der Ramelow an jenem Tag
dem Kemmerich, dem Kandidaten
der Freien Deutschen Demokraten,
der dafür – was ein Demokrat
ja bisher bei uns niemals tat –
die Stimmen nahm der AfD (der Politik zum ach und weh!)
… Entschuldigung, auf AfD wollte und
konnte ich mir keinen Reim machen!
Ja, groß war der Empörungssturm;
in Erfurts Landtag tat man murr´n;
die Blumen, anstatt ihn zu grüßen,
die warf man vor ihn hin, zu Füßen;
die Vorwürf´ gingen hin und her,
am Ende wusste keiner mehr,
war´s nur ei n rechter Coup allein,
ließ man bewusst sich darauf ein
als FDP und CDU?
Ja, Wellen warf die Sach´ im Nu,
und weiter ging das Karussell
bis nach Berlin, und das sehr schnell.
 
Ja, bald war klar und offenbar,
dass Erfurts neuer Shootingstar,
dass Kemmerich nicht lang regiert.
Doch dass deshalb dann auch verliert
die AKK ihr Vorsitzamt
der CDU in unser´m Land,
das war am Ende doch fatal!
Doch sichtbar wird so wieder mal,
dass man auch hier bei uns im Land
keine Alternative fand,
die in der Politik auch tauge
für : Zahn um Zahn, und Aug´ um Auge!
 
Und dann natürlich noch zum Schluss
ein Blick ja auch noch kommen muss
herein in uns´re Kirche eben,
wo alle fromm sind und auch leben
nach Jesu Wort und hehrem Ziele…
Doch wer genau schaut, sieht dass viele
auch hier beim Bodenpersonal
ihr Leben leben ganz normal;
statt Feindesliebe auch man kann
das „Aug´ um Auge, Zahn um Zahn“!
So sieht sich unser Papst in Rom
seit seinem Amtsantritt wohl schon
´ner großen Zahl von Opponenten,
von unbelehrbar, renitenten,
von „ewig Gestrigen“ gemoppt,
was jüngst ja dadurch wurd´ getoppt,
dass man den Papst Emeritus
als Co-Autor benennen muss,
damit das Buch zum Zölibat
noch größ´re Wirkungskräfte hat,
und dass Franziskus wird gemahnt,
nicht dass er Neuerungen plant,
und in sei´m Amazonas-Schreiben
er tut auf rechter Linie bleiben!
 
Genauso scheint in unser´m Land
bei manchen als Gefahr erkannt
„Der synodale Weg“, der eben
gestartet, um endlich zu geben
der Kirch´ ein neues Angesicht…
Doch manche woll´n dies scheinbar nicht;
für sie scheint es schon falsch zu sein,
wenn man in ein Gespräch tritt ein,
wo Priester, Laie, Frau und Mann
auf Augenhöhe sprechen kann.
 
Dabei würd´ doch grad so beginnen,
dass Vorurteile sich entspinnen,
dass Mauern werden abgebaut,
man in die gleiche Richtung schaut.
 
Nur so wird einmal Wirklichkeit,
dass Ende findet aller Streit,
Gewalt und Hass hier auf der Erden,
und dass wir Schwestern, Brüder werden.
Nur so man überwinden kann
das „Aug´ um Auge, Zahn um Zahn“.
Nur so fängt an im Kleinen schon,
was Jesus heut´ mit klarem Ton
uns Christen fest ins Stammbuch schrieb:
Nicht nur den Nächsten, den hab lieb,
stattdessen auch den Feind da drüben,
den sollst du auch genauso lieben.
Weil´s Gott, der Vater auch so macht,
weil seine Sonne scheint und lacht
genauso über ihn und dich;
d´ rum wag das DU, nicht nur das ICH;
fang an in Jesu Christi Namen
die Liebe zu vollenden. Amen.

© Pfr. Udo Klösel, Regensburg 2020